T S C H E R N O B Y L
   
  Die Katastrophe
 

Am 26. April 1986 ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl der schwerste Unfall in der Geschichte der Atomenergie-Nutzung, der Super-Gau (größter anzunehmender Unfall). Der vierte Reaktorblock des Kraftwerks wurde durch eine nukleare Explosion vollständig zerstört. Rauch und Dampf bildeten eine strahlende Wolke. Diese zog über die westlichen Teile der damaligen Sowjetunion hinweg in Richtung Mitteleuropa. Mit dieser Wolke wurde die rund 200fache Menge an Radioaktivität freigesetzt wie bei den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki. Bei uns ließen die Eltern ihre Kinder nicht mehr im Freien spielen und die Produkte aus den Gärten wurden vielfach nicht geerntet. Besonders betroffen sind aber die Menschen in Weißrussland und da ganz besonders die Kinder. Die gesundheitliche, wirtschaftliche und ökologische Zukunft ganzer Regionen ist für Jahrzehnte oder wahrscheinlich für Jahrhunderte zerstört.

In den besonders stark belasteten Gebieten leben ca. 5,8 Millionen Menschen. Es gibt zwar keine genauen Zahlen, aber die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) spricht von Hunderttausenden von Erkrankten und Zehntausenden von inzwischen verstorbenen. Nach einem Bericht der UNO erkranken die Bewohner der strahlenbelasteten Regionen in der Ukraine insgesamt um 30 Prozent häufiger als ihre Landsleute in unbelasteten Gebieten. Die Zahl der Frühinvaliden liegt um das Sechsfache höher. Es sei ein Anstieg insbesondere bei Lungen-und Magenkrebs festzu-stellen. Unter den Heranwachsenden in Weißrussland haben Erkrankungen des Blutkreislaufs seit 1988 um 43 Prozent zugenommen, Knochen und Muskelerkrankungen um 62 Prozent, bösartige Tumore um 38 Prozent. Zwölf Prozent der 540.000 Kinder in Weißrussland, die in den kontaminierten Gebieten leben, sind bereits krank. Besonders dramatisch ist der Anstieg der Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen. Gegenüber der Situation vor der Katastrophe tritt dieser normalerweise ganz seltene Krebs in hoch belasteten Regionen rund 300mal häufiger und aggressiver auf. Die WHO befürchtet, dass in den ersten Tagen nach der Explosion rund zwei Millionen Kinder mit radioaktivem Jod verseucht worden sind. Es heißt, es muss in den kommenden Jahren noch mit Zehntausenden von Erkrankungen durch Schilddrüsenkrebs gerechnet werden.
Wissenschaftler meinen, dass der Höhepunkt der Katastrophe erst etwa zwanzig Jahre nach der Explosion erreicht wird - das wäre Im Jahre 2006. Der unsichtbare, schleichende Strahlentod macht Tschernobyl zur größten, durch Menschen in Friedenszeiten verursachten Katastrophe und mit in letzter Konsequenz hunderttausenden Toten und für lange Zeit unbewohnbaren großen Gebieten zu einer der größten Katastrophen überhaupt.

In Weißrussland, einem der ärmsten Länder Europas (die Familieneinkommen liegen vielfach bei umgerechnet nur 40-80 Euro im Monat) kommt zu den Strahlenfolgen noch die wirtschaftliche Not hinzu. Es mangelt an allem - an Nahrungsmitteln (besonders unbelasteten), Medikamenten, Kleidern, Papier usw. Die Schulen und Kindergärten sind oft in schlechtem baulichem Zustand (z.B. undichte Dächer, oft defekte Heizungen) und es fehlt an Lehrmitteln. In manchen Krankenhäusern gibt es nicht einmal Matratzen in den Betten und auch sonst sind es für uns undenkbare zustände, unter denen die Ärzte schlimmste Krankheiten behandeln müssen.

 

unmittelbar nach dem Unfall

Der zerstörte Reaktor

Strahlenkarte von Belarus

Die direkt betroffene Region

 

 

 

      Aktualisiert am: 13.08.2005